Siegfried Lenz lehnt die Figur des Malers Max Ludwig Nansen in seinem Roman Die Deutschstunde an die Person Emil Noldes an, ausgehend von der Biografie des Künstlers bis hin zum Malstil. An diesem Punkt setzt die folgende Arbeit an. Nolde hat seine Kunst zu einem Symbol der Inneren Emigration, der D...
Siegfried Lenz lehnt die Figur des Malers Max Ludwig Nansen in seinem Roman Die Deutschstunde an die Person Emil Noldes an, ausgehend von der Biografie des Künstlers bis hin zum Malstil. An diesem Punkt setzt die folgende Arbeit an. Nolde hat seine Kunst zu einem Symbol der Inneren Emigration, der Deutschen Kunst, und der reine Kunst erklärt. Seine Kunst hat allerdings auch ganz andere Einschätzungen erfahren, wurde bisweilen als Kunst und Nicht-Kunst, als Deutsche Kunst und Nicht-Deutsche Kunst eingeordnet. Nolde steht zudem schon lange Zeit unter dem Verdacht einer zu großen Nähe zum Nationalsozialismus. Er selbst behauptete nach dem zweiten Weltkrieg, ein naiver Künstler gewesen zu sein und sich gar nicht mit Politik auseinandergesetzt habe. Wenn man sich auf Noldes Verteidigung einlässt, führt dies zu der Frage nach der Bedeutung der Gleichgültigkeit gegenüber der gesellschaftlichen Wirklichkeit und der Rolle des subjektiven Denkens. Lenz richtet also den Schwerpunkt seines Interesses auf Ein- stellung und Intention des Künstlers und betont die soziale Rolle des Künstlers. Lenz stellt Nansen als eine Figur dar, die sich den braunen Machthabern verweigert und gegen sie protestiert. Er hilft Verfolgten, pflegt beispiels- weise Opfer und versteckt einen Deserteur in seinem Haus. Das ist wahrscheinlich als Versuch einer Rechtfertigung der Inneren Emigration zu sehen. Aber Lenz macht gleichzeitig durch den Ich-Erzähler Siggi seine Skepsis gegenüber der Inneren Emigration oder der reinen Kunst deutlich; Siggi verehrt Nansen, aber er zögert, Nansen als Vorbild für sein Leben anzunehmen. Nansen überschreitet die private Ebene des Helfens oder Protestierens nicht. Er war früher Anhänger der Nazis, deren wahres Gesicht er zunächst nicht erkannt hat und konnte nichts dazu beitragen, die Nationalsozialisten daran zu hindern, zur Macht zu gelangen. Er stützt sogar diese Macht. Und Nansen kann keine Veränderungen herbeiführen oder Hoffnung für die Zukunft vermitteln. Der ideale Künstler muss für Lenz aber die Grenzen, die Nansen für sich akzeptiert, überschreiten. Und um dies deutlich zu machen, stellt Lenz in seinem Roman Fragen und fordert dem Leser zu Nachdenken auf. Diese Perspektive wirkt sich auch auf Nansens Kunst aus, die sich aus Noldes Gemälden herleitet. Noldes Werke können dahingehend charaktersiert werden, dass Ego und Subjekt des Malers eindeutig und nackt in dem Bild erscheinen. Nolde bemüht sich, in seiner Kunst Unsichtbares sichtbar zu machen. Nansen Kunst leiht sich diese Eigentümlichkeit, die einen Gegensatz zu Siggis Stil bildet, aber einen Einfluss auf Siggis geistige Entwicklung hat. Nansens Bilder versuchen nicht die wirkliche Welt, das Gesehene nachzuahmen, sondern die Wahrheit und Wesenheit der wirklicher Welt zu entlarven. Er lässt unsichtbare Ideen materiell in Erscheinung treten. Die Ergebnisse des Denkens lässt er materielle Gestalt annehmen. Auf diese Weise setzt sich der Maler mit der Welt auseinander. Die Bilder machen Unsichtbares auf der Fläche sichtbar, interpretieren und representieren die Welt des Malers. ‘Sehen’ verändert sich durch ihn von einer passiven Sinneswahrnehmung zu einer aktiven Tat. Demgegenüber ahmt Siggi Bilder der Erinnerung nach und repräsentiert diese in seinem Schreiben. Aber die repräsentiert Welt ist nicht gleichzusetzen mit der wirklichen Welt, sie ist vielmehr Ausdruck von Siggis Wahrnehmungen und Erfahrungen. Deswegen ist er ein Erzähler; er reflektiert nicht sein Wesen, er versteckt sich geschickt, und tritt als allwissender Erzähler auf. Siggis Schreiben gleicht der Perspektive des Malens; der Maler behauptet Objektivität und Wirklichkeitsdarstellung. Aber das Ergebnis seiner Kunst entspringt einer einseitigen monologischen Sicht und zwingt dem Betrachter den Blick des Malers auf. Diese Macht gründet auf der Voraussetzung, dass Betrachter und Maler gleich sehen und verstehen. Der Betrachter muss der Sicht des Malers vertrauen. Siggi erkennt allmählich diese Eigentümlichkeit. Dies wird durch die Rahmenerzählung und den Einsatz einer multiperspektivischen Erzählhaltung deutlich. Er erkennt für sich die Möglichkeit, dass andere anders denken. In solchen Erkenntnismomenten verändert sich die Bedeutung des Subjektiven von der Perspektive einer beschränkten Wahrnehmung hin zu der Möglichkeit, den Voraussetzungen für die Beschränktheit zu entgehen. Siggi entwickelt sich von jemandem, der nur sichtbaren Tatsachen zu folgen scheint, zu einer Person, die unsichtbare Wahrheiten erkennen kann. Nansens Bilder, die auf Noldes Gemälden beruhen, vermitteln ebenfalls diese Bedeutung. Zum Beispiel stellen die《Unsichtbare Bilder》deutlicher als die sonstigen abstrakten Bilder Noldes Gemälde dar. Solche Gemälde fordern die Anstrengung des Zuschauer heraus, um zu verstehen und zu intepretieren. Diese Zyklus zeigt die Grenzen von Siggis Erkenntnisfähigkeit, und fördert gleichzeitig seine Entwicklung.〈Der große Freund der Mühle〉stellt ein Symbol der Hoffnung und Prophetie dar, das auch die Rolle des Künstlers widerspiegelt. Das schließlich ist, verknüpft mit Nansens Interpretation des Sehens, als Deutung von Lenz’ Kunstanschauung zu verstehen, die Person und Künstler vereinigen will. Das Sehen ist ein Treffen mit der schon existierenden Welt. Die Welt, die sich im Schreiben oder Malen darstellt, spiegelt den Künstler wider. Er ist in der Lage seine Perspektive zu verstehen, weil der Blick des Sehenden vom Künstler ausgeht und zu ihm zurückkommt. Das Sehen entlarvt auf diese Weise die Beziehung zwischen ich und Welt. Also ist auch Gesicht die Frage des Perspektive. Siggis Veränderungen bedeuten auch die Veränderung der Beziehung zwischen ihm und der Welt. Eine solche Veränderung wird auch vom Leser gefordert. Der Leser ist als Mitwisser aufgefordert, eine subjektive Perspektive einzunehmen und Sehen zu lernen, dafür jede Grenze erkennen und entlassen können.
Siegfried Lenz lehnt die Figur des Malers Max Ludwig Nansen in seinem Roman Die Deutschstunde an die Person Emil Noldes an, ausgehend von der Biografie des Künstlers bis hin zum Malstil. An diesem Punkt setzt die folgende Arbeit an. Nolde hat seine Kunst zu einem Symbol der Inneren Emigration, der Deutschen Kunst, und der reine Kunst erklärt. Seine Kunst hat allerdings auch ganz andere Einschätzungen erfahren, wurde bisweilen als Kunst und Nicht-Kunst, als Deutsche Kunst und Nicht-Deutsche Kunst eingeordnet. Nolde steht zudem schon lange Zeit unter dem Verdacht einer zu großen Nähe zum Nationalsozialismus. Er selbst behauptete nach dem zweiten Weltkrieg, ein naiver Künstler gewesen zu sein und sich gar nicht mit Politik auseinandergesetzt habe. Wenn man sich auf Noldes Verteidigung einlässt, führt dies zu der Frage nach der Bedeutung der Gleichgültigkeit gegenüber der gesellschaftlichen Wirklichkeit und der Rolle des subjektiven Denkens. Lenz richtet also den Schwerpunkt seines Interesses auf Ein- stellung und Intention des Künstlers und betont die soziale Rolle des Künstlers. Lenz stellt Nansen als eine Figur dar, die sich den braunen Machthabern verweigert und gegen sie protestiert. Er hilft Verfolgten, pflegt beispiels- weise Opfer und versteckt einen Deserteur in seinem Haus. Das ist wahrscheinlich als Versuch einer Rechtfertigung der Inneren Emigration zu sehen. Aber Lenz macht gleichzeitig durch den Ich-Erzähler Siggi seine Skepsis gegenüber der Inneren Emigration oder der reinen Kunst deutlich; Siggi verehrt Nansen, aber er zögert, Nansen als Vorbild für sein Leben anzunehmen. Nansen überschreitet die private Ebene des Helfens oder Protestierens nicht. Er war früher Anhänger der Nazis, deren wahres Gesicht er zunächst nicht erkannt hat und konnte nichts dazu beitragen, die Nationalsozialisten daran zu hindern, zur Macht zu gelangen. Er stützt sogar diese Macht. Und Nansen kann keine Veränderungen herbeiführen oder Hoffnung für die Zukunft vermitteln. Der ideale Künstler muss für Lenz aber die Grenzen, die Nansen für sich akzeptiert, überschreiten. Und um dies deutlich zu machen, stellt Lenz in seinem Roman Fragen und fordert dem Leser zu Nachdenken auf. Diese Perspektive wirkt sich auch auf Nansens Kunst aus, die sich aus Noldes Gemälden herleitet. Noldes Werke können dahingehend charaktersiert werden, dass Ego und Subjekt des Malers eindeutig und nackt in dem Bild erscheinen. Nolde bemüht sich, in seiner Kunst Unsichtbares sichtbar zu machen. Nansen Kunst leiht sich diese Eigentümlichkeit, die einen Gegensatz zu Siggis Stil bildet, aber einen Einfluss auf Siggis geistige Entwicklung hat. Nansens Bilder versuchen nicht die wirkliche Welt, das Gesehene nachzuahmen, sondern die Wahrheit und Wesenheit der wirklicher Welt zu entlarven. Er lässt unsichtbare Ideen materiell in Erscheinung treten. Die Ergebnisse des Denkens lässt er materielle Gestalt annehmen. Auf diese Weise setzt sich der Maler mit der Welt auseinander. Die Bilder machen Unsichtbares auf der Fläche sichtbar, interpretieren und representieren die Welt des Malers. ‘Sehen’ verändert sich durch ihn von einer passiven Sinneswahrnehmung zu einer aktiven Tat. Demgegenüber ahmt Siggi Bilder der Erinnerung nach und repräsentiert diese in seinem Schreiben. Aber die repräsentiert Welt ist nicht gleichzusetzen mit der wirklichen Welt, sie ist vielmehr Ausdruck von Siggis Wahrnehmungen und Erfahrungen. Deswegen ist er ein Erzähler; er reflektiert nicht sein Wesen, er versteckt sich geschickt, und tritt als allwissender Erzähler auf. Siggis Schreiben gleicht der Perspektive des Malens; der Maler behauptet Objektivität und Wirklichkeitsdarstellung. Aber das Ergebnis seiner Kunst entspringt einer einseitigen monologischen Sicht und zwingt dem Betrachter den Blick des Malers auf. Diese Macht gründet auf der Voraussetzung, dass Betrachter und Maler gleich sehen und verstehen. Der Betrachter muss der Sicht des Malers vertrauen. Siggi erkennt allmählich diese Eigentümlichkeit. Dies wird durch die Rahmenerzählung und den Einsatz einer multiperspektivischen Erzählhaltung deutlich. Er erkennt für sich die Möglichkeit, dass andere anders denken. In solchen Erkenntnismomenten verändert sich die Bedeutung des Subjektiven von der Perspektive einer beschränkten Wahrnehmung hin zu der Möglichkeit, den Voraussetzungen für die Beschränktheit zu entgehen. Siggi entwickelt sich von jemandem, der nur sichtbaren Tatsachen zu folgen scheint, zu einer Person, die unsichtbare Wahrheiten erkennen kann. Nansens Bilder, die auf Noldes Gemälden beruhen, vermitteln ebenfalls diese Bedeutung. Zum Beispiel stellen die《Unsichtbare Bilder》deutlicher als die sonstigen abstrakten Bilder Noldes Gemälde dar. Solche Gemälde fordern die Anstrengung des Zuschauer heraus, um zu verstehen und zu intepretieren. Diese Zyklus zeigt die Grenzen von Siggis Erkenntnisfähigkeit, und fördert gleichzeitig seine Entwicklung.〈Der große Freund der Mühle〉stellt ein Symbol der Hoffnung und Prophetie dar, das auch die Rolle des Künstlers widerspiegelt. Das schließlich ist, verknüpft mit Nansens Interpretation des Sehens, als Deutung von Lenz’ Kunstanschauung zu verstehen, die Person und Künstler vereinigen will. Das Sehen ist ein Treffen mit der schon existierenden Welt. Die Welt, die sich im Schreiben oder Malen darstellt, spiegelt den Künstler wider. Er ist in der Lage seine Perspektive zu verstehen, weil der Blick des Sehenden vom Künstler ausgeht und zu ihm zurückkommt. Das Sehen entlarvt auf diese Weise die Beziehung zwischen ich und Welt. Also ist auch Gesicht die Frage des Perspektive. Siggis Veränderungen bedeuten auch die Veränderung der Beziehung zwischen ihm und der Welt. Eine solche Veränderung wird auch vom Leser gefordert. Der Leser ist als Mitwisser aufgefordert, eine subjektive Perspektive einzunehmen und Sehen zu lernen, dafür jede Grenze erkennen und entlassen können.
주제어
#Lenz, Siegfried Nolde, Emil 지그프리트 렌츠
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